In Krisenzeiten ist die finanzielle Absicherung eines der wesentlichen Aspekte unserer Kunden. In diesem Sinne fällt uns schon auf, dass immer mehr Interesse für alternative Finanzierung besteht, wie etwa Förderungen aus der EU, die zusätzlich zu anderen (besser bekannten) nationalen oder regionalen Mitteln in Betracht genommen werden.
Dabei ist die Höhe der EU-Förderungen (70% bzw. 100% der Projektkosten) sicher eines der attraktivsten Merkmale.
EU-Förderungen werden in Österreich nur mäßig ausgenutzt. Das liegt einerseits daran, dass die durchschnittliche Erfolgsquote im Vergleich mit nationalen Förderungen relativ niedrig ist. Andererseits ist auch ein höherer Aufwand notwendig, da durch die starke Konkurrenz ein exzellentes Projekt dargestellt werden muss.
Dabei sind die heimischen KMUs im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt und könnten definitiv viel erfolgreicher bei der Antragstellung von EU-Förderungen sein: sie sind innovativ, marktführend und haben qualifiziertes Personal, um nur einige Merkmale hervorzuheben.
Da gibt es einige Herausforderungen.
Erstens, die Auswahl der richtigen Programme. Denn gerade die EU-Förderungen haben viele Kriterien, die nicht von allen Unternehmen erfüllt werden können.
Zweitens, das Timing. Das Projekt läuft erst ab der Unterzeichnung des Fördervertrages mit der EU-Kommission.
Drittens, die Struktur der Förderanträge. Zusätzlich zu den üblichen Kapiteln aller Förderanträge (Projektbeschreibung, Budget, etc.) ist bei EU-Förderungen vor allem auch die Internationalität des Projekts ein sehr relevanter Aspekt, der oft unterschätzt wird.
Viertens, die Abrechnung. Die EU ist extrem streng bei der Überprüfung der Förderkriterien und der förderbaren Kosten, weswegen eine entsprechende Sorgfalt bei der Abrechnung notwendig ist.
Das generelle Prinzip lautet, dass keine Doppelförderung möglich ist. Das heißt, wenn ein Projekt z.B. schon eine Förderung bekommen hat, ist eine EU-Förderung für dasselbe Projekt nicht möglich. Wenn aber ein national gefördertes Projekt z Ende geht und es wird ein Nachfolgeprojekt gestartet, kann dieses durchaus mit EU-Geld gefördert werden.
Dies ist oft der Fall bei F&E-Projekten, wo auf nationaler Ebene nur bis zum Erlangen des ersten Prototyps gefördert wird (sogenanntes „Technology Readiness Level 5“), und die weiteren Phasen bis zur Markteinführung (oder „Technology Readiness Level 9“) mit EU-Förderungen finanziert werden können.
Darüber hinaus sind weitere Finanzierungsformen wie die Finanzierung mit Hilfe eines Investors, mittels Crowdfinancing oder aber eine stille Beteiligung durchaus mit EU-Förderungen kombinierbar.
Als ich vor 30 Jahren mit der Beratung im Rahmen von EU-Förderungen begonnen habe, war der Gedanke sehr verbreitet, dass solche Instrumente nur für einige auserwählte Antragsteller gedacht waren. Dieser Gedanke ist teilweise immer noch sehr verbreitet! Dabei hat sich die EU-Kommission sehr bemüht, ihre Instrumente transparenter, offener und moderner zu gestalten (inklusive mit Anteilnahme an Start-ups oder KMUs, wie das z.B. im „EIC Accelerator“ Programm der Fall ist).
Ein typischer Fehler von KMUs bei EU-Förderungen ist, zu früh aufzugeben! Es ist natürlich ein Prozess, der komplexer sein kann im Vergleich zu nationalen Mitteln. Aber viele KMUs geben zu schnell auf und wollen es nicht einmal versuchen.
Dabei ist im Vergleich die Antragstellung zeitmäßig in etwa gleich lang bis zur Förderentscheidung, und die Finanzierung erfolgt mit 50% des Zuschusses gleich nach der Unterzeichnung des Fördervertrages.
Erfahrung ist natürlich dabei entscheidend und es sollten verschiedene Informationsquellen genutzt werden, um sich einen Überblick über geeignete Fördermöglichkeiten zu verschaffen. Wir bei Inspiralia wickeln pro Jahr in etwa 250 EU-Projekte ab, und zwar aus vielen unterschiedlichen Branchen wie Medizin, IKT, Mobilität, Umwelt, Energie, Biotechnologie, etc. Wir kennen die Herausforderungen – von der Strukturierung über die Antragstellung bis hin zur finalen Abrechnung. Auf diese Expertise sollten Unternehmen zurückgreifen – es ist in der Frühphase kostenfrei und verpflichtet nicht zur Auftragserteilung.
Mit dem langjährigen Programm „Horizon Europe“ (2021-2027) hat die Europäische Kommission mehrere Instrumente geschaffen, die nicht nur Großunternehmen und Forschungseinrichtungen zugutekommen, sondern auch Start-Ups und KMUs. Diese werden zum Beispiel mit dem Programm „EIC Accelerator“ gefördert, bei dem sowohl Zuschüsse als auch Equity für Einzelprojekte mit insgesamt bis zu 17,5 Millionen Euro pro Projekt zur Verfügung gestellt werden.